Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit hat eine Petition an die Bundesregierung gestartet, um die Klimazusagen einzuhalten: für einen gerechten Umgang mit der weltweiten Klimakrise!
Die Petition richtet sich an die deutsche Delegation zur UN-Klimakonferenz (COP27), an Olaf Scholz, SPD, Bundeskanzler und an Robert Habeck, B90/GRÜNE, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.
Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit (ÖNK) ist ein Bündnis kirchlicher Institutionen aus den Bereichen Umwelt und Entwicklung, das das kirchliche Engagement für Klimagerechtigkeit in Kirche, Politik und Gesellschaft stärken will. Eine zentrale Frage ist, wie kirchliche Organisationen für eine Welt, in der alle gut leben, einstehen und Perspektiven für eine solidarische Zukunft entwickeln können.
Zum Hintergrund der Petition
Hungersnöte in vielen Regionen Afrikas durch Dürre, von Wirbelstürmen zerstörte Häuser auf den Philippinen oder akute Gefahr für Menschen in Küstenregionen durch den ansteigenden Meeresspiegel – die Klimakrise bedroht in vielen Teilen der Welt bereits jetzt die Existenz von Millionen Menschen. Diejenigen, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen, leiden am stärksten und unmittelbarsten unter den Folgen. „In vielen der verwundbarsten Regionen der Welt steigt täglich das Risiko von Starkregen und Überschwemmungen, Taifunen, Dürren und Hungersnöten als Folge der Klimakrise“, sagt Klaus Seitz, Abteilungsleiter Politik bei Brot für die Welt. „Die wirtschaftlichen Schäden durch die Klimakrise werden spätestens ab 2030 auf 290 bis 580 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt – und das allein in Ländern des Globalen Südens. Es ist an der Zeit, dass der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten auf die Tagesordnung der UN-Klimakonferenz kommt“, fordert Seitz.
Ein breites Bündnis von derzeit 75 Institutionen innerhalb des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit (ÖNK), zu dem auch Brot für die Welt gehört, ruft daher in einer Petition die Bundesregierung auf, die G7-Präsidentschaft zu nutzen und sich bei der Weltklimakonferenz im November 2022 (COP27) für eine Erhöhung der Klimafinanzierung und für einen angemessenen Umgang mit klimabedingten Verlusten und Schäden einzusetzen. Von der Bundesregierung fordert das Bündnis konkret, den deutschen Anteil an der internationalen Klimafinanzierung bis 2025 nicht nur wie angekündigt auf 6 Mrd. Euro zu erhöhen, sondern aufgrund der Wirtschaftskraft und Mitverantwortung Deutschlands an der Krise auf mindestens 8 Mrd. Euro aufzustocken. „Es ist nicht nur eine Frage der Solidarität und der Gerechtigkeit, sondern auch der Verantwortung der reichen Industrienationen, ihre Versprechen in der internationalen Klimapolitik zu erfüllen“, appelliert Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, an die Bundesregierung.
Klaus Seitz wird zusammen mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern des ÖNKBündnisses Ende Oktober die Forderungen der Online-Petition u.a. Staatssekretärin Jennifer Morgan im Auswärtigen Amt übergeben, die Mitglied der deutschen Delegation für die COP27 ist. Es zählt jede Stimme. Daher sind auch Organisationen und Einzelpersonen aufgerufen, die Forderungen des ÖNK zu unterstützen und die Online-Petition noch bis 4. Oktober zu unterzeichnen. „Je mehr Unterschriften gesammelt werden, desto mehr Nachdruck können wir unseren Forderungen verleihen“, erklärt Seitz.
Petitionsseite zum Unterschreiben:
https://innn.it/Klimagerechtigkeit
Der Text der Petition
„Der Klimawandel erzeugt immer mehr menschliche Krisen. Die Armen sind dabei die am meisten Gefährdeten. Dringend geboten ist eine Solidarität, die auf Gerechtigkeit und Frieden sowie auf der Einheit der Menschheitsfamilie gründet." Papst Franziskus
„Die Klimakrise fordert unseren Glauben und unser Handeln. Es braucht klare Worte, entschlossene Hoffnung und tätige Umkehr und es braucht sie jetzt!“ Annette Kurschus, EKD-Ratsvorsitzende
Der zweite Teil des 6. Sachstandsberichts des Internationalen Klimarates (IPCC) zu Klimafolgen, Anpassung und Vulnerabilität belegt die dramatischen Folgen des Klimawandels. Er zeigt auf, wie die Folgen des Klimawandels zu unbeherrschbaren Katastrophen und unberechenbaren Kosten führen und unterstreicht die Dringlichkeit, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bereits heute leiden Millionen Menschen unter der Klimakrise, verlieren ihre Existenzgrundlage und werden zu Klimaflüchtlingen. Sie müssen die Folgen tragen, obwohl sie am wenigsten zu den Ursachen beigetragen haben. Beim Überschreiten der Kipppunkte werden unumkehrbare Prozesse ausgelöst, die ein noch größeres Konfliktpotential als heute in sich bergen. Schon jetzt wird deutlich, dass der Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen auch friedens- und sicherheitspolitisch von Bedeutung ist. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auch im Rahmen der G7-Präsidentschaft unter dem Leitmotto „Transforming now for 1.5 C“ zu entschiedenem Handeln in folgenden Bereichen auf:
1. Deutlichere Anstrengungen aller Vertragspartner des Pariser Klimaabkommens: Die bisher eingereichten Klimazusagen der Vertragsstaaten sind unzureichend, um die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den eigenen Verpflichtungen nachzukommen und sich dafür einzusetzen, dass sich alle Länder ehrgeizigere Ziele für das Jahr 2030 setzen und diese entschieden umsetzen. Die globalen Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 um 45% sinken.
2. Umsetzung des 100 Mrd. Versprechens für die internationale Klimafinanzierung: Bereits 2009 haben sich die Industrieländer dazu verpflichtet, die finanzielle unterstützung für ärmere Länder bis 2020 auf jährlich 100 Mrd. USD zu steigern. Das Ziel wurde bisher verfehlt. Wir fordern die Bundesregierung auf, darauf hinzuwirken, dass das bestehende Ziel von 100 Mrd. USD international vor allem durch neue Zusagen und zusätzlich zur öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit erreicht wird. Die deutsche Regierung hat 2021 versprochen, den deutschen Anteil der internationalen Klimafinanzierung bis spätestens 2025 von 4 Mrd. EUR auf 6 Mrd. EUR jährlich zu erhöhen. Angesichts der Wirtschaftskraft und der Mitverantwortung Deutschlands für die Klimakrise müssen die deutschen Beiträge pro Jahr bis 2025 auf mindestens 8 Mrd. EUR erhöht werden. Die Industriestaaten müssen sich bei der diesjährigen Weltklimakonferenz auf eine faire und notwendige Klimafinanzierung ab 2025 einigen.
3. Angemessene Unterstützung bei der Bewältigung von Schäden und Verlusten: Die größten Wirtschaftsmächte (G20) sind für rund 80 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die ärmsten Länder, in denen 9 % der Weltbevölkerung leben, haben bisher nur 0,5 % zur menschengemachten Erderhitzung beigetragen. Sie haben aber ein ungleich höheres Risiko, unter den Folgen der Klimakrise zu leiden. Seit Jahren weigern sich die Industrieländer, den Forderungen der Entwicklungsländer nach dringend benötigten Mechanismen zum Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten nachzukommen. In Anwendung des Verursacherprinzips fordern wir die Bundesregierung und andere Industrieländer auf, Zusagen für zusätzliche Finanzmittel für die Bewältigung von klimabedingten Verlusten und Schäden zu machen, die über die zugesicherten Beiträge für Minderung und Anpassung hinausgehen. Deutschland mit seinem G7-Vorsitz sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen.
Folgende Organisationen unterstützen den Aufruf (Stand 08.09.2022):
- Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof von Augsburg
- Erzpriester Constantin Miron, Vorsitzender der ACK Deutschland
- Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, Ev. Kirche von Westfalen
- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln
- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Hamburg
- AK Weltverantwortung der Gemeinde am Döhrener Turm (Baptisten) Hannover
- Benediktinerinnenabtei St. Hildegard
- Bistum Eichstätt
- Bistum Hildesheim, Diözesanstelle Weltkirche
- Bistum Limburg
- Bistum Mainz, Geschäftsstelle Weltkirche / Gerechtigkeit und Frieden
- Bistum Münster, Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit
- Bistum Passau, Referat Mission u. Weltkirche
- Bistum Speyer, Referat Weltkirche
- Bistum Trier, Diözesanstelle Weltkirche
- Bremische Evangelische Kirche
- Brot für die Welt
- Bund der Katholischen Jugend (BDKJ)
- Churches for Future Hessisch Lichtenau
- Deutsche Franziskanerprovinz
- DiMOE - Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung
- Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn
- Erzbistum München und Freising, Abteilung Umwelt
- Erzbistum Paderborn, Team Weltmission-Entwicklung-Frieden
- Erzdiözese Freiburg
- Ev. Akademie Bad Boll
- Ev. Dekanat Westerwald
- Ev. Kirche im Rheinland
- Ev. Kirchengemeinde Hörbach mit Hirschberg und Guntersdorf
- Ev. Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Prien am Chiemsee
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Lübeck
- Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Marien - Winsen (Luhe)
- Ev.-luth. Kirchenkreis Lüneburg
- Evangelical Lutheran Church in Tanzania
- Evangelische Johannesgemeinde Ettlingen
- Evangelische Kirche in Baden
- Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
- Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Evangelische Kirche von Westfalen
- Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland
- Fachgruppe Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland
- Fundación Protestante Hora de Obrar, Argentinien
- Gemeinde N
- Gesprächskreis Tomorrow in der Kirchengemeinde St. Martini zu Bremen-Lesum
- Iglesia Evangélica del Río de la Plata (IERP), Argentinien
- Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen
- jesuitenweltweit
- Katholikenrat im Bistum Fulda
- Katholische Akademie in Bayern
- Katholischer Deutscher Frauenbund
- Katholische Erwachsenenbildung Deutschland
- Katholische Jugendagentur Düsseldorf gGmbH
- Katholische Jugendagentur Köln gGmbH
- Katholische Landjugendbewegung Deutschlands
- Katholische Landvolkbewegung Deutschland
- Katholische Pfarrgemeinde Guter Hirt, Winsen
- Katholisches Stadtdekanat Köln
- Kindermissionswerk `Die Sternsinger`
- Kindernothilfe e.V.
- Kirchengemeinde St. Martini zu Bremen-Lesum
- Klima-Allianz Deutschland e.V.
- Kongregation der Schwestern des Erlösers
- Lippische Landeskirche
- Lothar-Kreyssig-Ökumene Zentrum
- MISEREOR
- Oberzeller Franziskanerinnen
- Ökumenischer Weg Sachsen
- Ökumenisches Informationszentrum e.V.
- OrdensFrauen für MenschenWürde
- Solar mobil Heidenheim e.V.
- Steyler Missionsschwestern
- Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen
- Stop Ecocide Deutschland
- Umweltausschuss Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Thomas / Augsburg
- Vereinigte Evangelische Mission
- Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn e.V.
- Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.
- Württembergischer Evangelischer Landesverband für Kindergottesdienst e.V.
- Zentrum für Mission und Ökumene
Nähere Informationen: https://www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de/artikel/klimazusagen-einhalten-fuer-einen-fairen-und-gerechten-umgang-mit-der-weltweiten-klimakrise