logo franziskanisch leben - Infag

Sr. M. Klara Storch hat vor 32 Jahren eine Aufgabe übernommen, um die sie keine Mitschwester beneidet: Sie sortiert Müll. Ein praktisches Beispiel zur Schöpfungszeit.

Oane, die nachherammt

Sr. M. Klara Storch hat vor 32 Jahren eine Aufgabe übernommen, um die sie keine Mitschwester beneidet: Sie sortiert Müll. Mit ihrem Dienst leistet sie einen wichtigen Beitrag für ihre Mitschwestern und den Umweltschutz im Kloster. Denn bei 130 Schwestern fällt auch bei sparsamer Lebensweise jede Menge Müll an.

In einem früheren Waschraum im Keller des Klosters Mallersdorf steht Sr. M. Klara Storch vor einem Haufen Müll. Sie lehrt die Mischung aus verschiedenen Kunststoffen, Aluminium und Papier aus einem großen blauen Sack auf ihre Arbeitsfläche und beginnt zu sortieren: PE, PP, PS – wo die meisten Menschen einfach nur Plastik sehen, erkennt die 70-Jährige die meisten Kunststoffarten schon an ihrer Beschaffenheit. Mit ihren türkisgrünen Gummihandschuhen greift sie nach einem ausgewaschenen Joghurtbecher aus weißem Polystyrol, kurz PS, und wirft ihn zielsicher in die eine Tüte, bevor sie den Blechboden einer ansonsten aus Pappe bestehenden Dose für Instantkaffee mit einem scharfen Messer abschneidet und beides gewissenhaft trennt.

Als sie eine große, leere Gummibärchendose für 1100g „Party-Mix Sauer“ entdeckt, sagt die Mallersdorfer Schwester lachend: „Das würde jetzt eigentlich ganz gut schmecken.“ Aber sie muss auch daran denken, wie ihre Mitschwestern beieinandergesessen haben und freut sich darüber, dass sie gemeinsam Spaß hatten.

Durch die Trennung schafft Sr. Klara eine wichtige Grundlage dafür, dass möglichst viele der Wertstoffe nicht verbrannt, sondern wiederverwertet werden. Wie gewissenhaft nicht nur sie, sondern auch ihre Mitschwestern bei der Mülltrennung sind, zeigt sich auch daran, wie wenig Restmüll anfällt: Nur fünf kleinen Tonnen füllt das Kloster in zwei Wochen. Verpackungsmüll aus Kunstoffen, Getränkekartons, Alu, Weißblech und Verbundstoffen entsorgen die Schwestern, wie in Straubing und dem Umland üblich, sortenrein getrennt über den Wertstoffhof. Auch weiteren Papiermüll und Speisereste trennen sie. Sr. Klara steht hinter den Vorgaben und trägt gerne ihren Teil zum Umweltschutz bei. Immer wieder lese sie, wie gut das Straubinger System sei. Außerdem spare die Trennung auch Kosten bei der Entsorgung, sagt sie.

Müll so umweldfreundlich wie möglich entsorgen

Mallersdorf Sr. M. Klara Storch 1 mSeit 32 Jahren sortiert Sr. Klara Müll, der bei ihren Mitschwestern, in der Küche und an anderen Orten im Kloster anfällt. Sie hat eine Berufung gefunden, wo andere dankend ablehnen. „Niemand ist mir neidig oder eifersüchtig“, erklärt sie mit einem herzhaften Lachen. „Kein Mensch will das machen.“ Die Ruhe beim Sortieren genießt die Ordensfrau. „Da ist man auch viel alleine, das ist auch nicht schlecht“, sagt sie. Meist hört sie dabei Nachrichten oder Musik oder kommt einfach ins Nachdenken. Manchmal braucht sie eine Pause braucht – „weil so arg geistreich ist das auch wieder nicht“, sagt sie lachend. Dann setzt sich Sr. Klara zum Lesen an eine ausrangierte Schulbank, die sie sich hergerichtet hat. Zwei Bücher der Schriftstellerin Gertrud von Le Fort liegen ordentlich arrangiert auf dem Tisch.

Etwa eine Stunde ist die Schwester jeden Tag mit dem Sortieren beschäftigt und trägt so zum Umweltschutz im Kloster bei. „Das hat einen Sinn“, ist sie überzeugt. „Und bei unserer Menge …“ Denn bei rund 130 Schwestern in Mallersdorf sammelt sich auch bei sparsamer Lebensweise jede Menge Müll. Diesen so umweltfreundlich wie möglich zu entsorgen ist für die Franziskanerin und ihren Orden eine Frage der Verantwortung für die Schöpfung. Nicht ohne Grund ist der Heilige Franz von Assisi, der in seinem „Sonnengesang“ die Schöpfung in ihrer ganzen Breite preist, Patron des Umweltschutzes.

Mülltrennung mit einem Blick fürs Detail

Mallersdorf Sr. M. Klara Storch 2 mIhre Abfälle bringen die Schwestern in der Regel selbst in einen Müllraum im Erdgeschoss und sortieren ihn bereits grob vor. An den Wänden stehen unter anderem Tonnen für Speisereste, Papier und Restmüll. Direkt bei der Tür hängen ein roter und ein blauer Plastiksack für den Verpackungsmüll, den später Sr. Klara in die einzelnen Kunststoffarten trennt. Ein Schild mit einer handgezeichneten bunten Blume hängt darüber: „Kein Glas in den Sack werfen“. Denn auch wenn die Schwestern sich seit den Anfängen der Mülltrennung im Kloster zu Beginn der Neunzigerjahre daran gewöhnt habe, geht natürlich hier und da mal einmal etwas schief. Wenn nur eine Glasflasche falsch einsortiert ist, behebt Sr. Klara den Fehler einfach gelassen. Einmal aber verletzte sie sich an einer falsch entsorgten Spritze, zum Glück ohne schlimmere Folgen. Das ist lange her. Heute zeigt sich die Expertin für alle Arten von Verpackungsmüll sehr zufrieden mit ihren Mitschwestern. „Es ist schon viel besser als früher“, lobt sie.

Genug Arbeit hat sie trotzdem. Es braucht jemanden mit dem Blick fürs Detail, um die verschiedenen Kunststoffarten sauber zu unterscheiden. Allein Duschgelflaschen bestehen zum Teil aus drei verschiedenen Arten Kunststoff. Deshalb schraubt Sr. Klara den Deckel ab, löst die bedruckte Folie von der eigentlichen Flasche und entsorgt alles in drei unterschiedliche Säcke. „Das muss genau getrennt werden“, betont sie.

Wahrscheinlich wird Sr. Klara auch mit 75 oder 80 Jahren noch in ihrem Kellerraum stehen und Kunststoffe, Alu und Pappe sortieren. „Wir machen weiter so lang wir können“, sagt sie überzeugt – im Dienst für ihre Mitschwestern und die Schöpfung.

Text und Fotos: Christoph Sachs

Quelle: Im Blickpunkt - Zeitschrift der Mallersdorfer Schwestern - Ausgabe 2/2023, 6-7

­