19. November: Zwei franziskanische (Power)Frauen – ein Gedenktag. Die hl. Elisabeth von Thüringen hat seit diesem Jahr an ihrem Gedenktag eine franziskanische Schwester bekommen.
Innerhalb der Franziskanischen Familie dürfte es kaum bekannt sein, dass die Hl. Elisabeth an ihrem Festtag am 19. November (wo er zumindest in Deutschland gefeiert wird) nicht mehr alleine ist, sondern eine franziskanische Schwester zur Verehrung bekommen hat. Ihr Name: Armida Barelli. Seliggesprochen am 30. April 2022 im Dom zu Mailand. Auch ihr wurde der 19. November als Gedenktag zugewiesen. Wieso gerade dieser Tag?
Der 19. November 1919 ist der Gründungstag des franziskanischen Säkularinstituts, das Armida Barelli ins Leben gerufen hat. Sein offizieller Titel ist „Missionarinnen vom Königtum Christi“. Von der Gründung des Instituts gibt bis heute die Gravur im linken Seitenteil des Altars von San Damiano Zeugnis. In Gegenwart des damaligen Generalministers der Franziskaner Serafino Cimino und des Bischofs von Assisi legten 12 junge Frauen an diesem franziskanischen Ursprungsort ihr Versprechen ab.
Armida Barelli wurde am 1. Dezember 1882 in Mailand geboren und entstammte einer großbürgerlichen Familie. Diese schickte sie mit 13 Jahren auf das Internat der Schwestern vom hl. Kreuz in Menzingen. Hier erlernte sie u.a. mehrere Fremdsprachen. Zurück in Mailand, kümmerte sie sich um Straßenkinder. Es bekümmerte sie allerdings, dass ihr Name Armida kein Heiligenname war. So nahm sie für sich den Namen Elisabeth an. Diesen behielt sie auch, als sie 1910 in den III. Orden eintrat. Dies geschah auf Weisung des Franziskaners Agostino Gemelli. Mit ihm zusammen entwickelte sie die Idee eines geweihten Lebens in der Welt in Form eines Säkularinstituts. Es wurde wie erwähnt 1919 gegründet und umfasst einen weiblichen, einen männlichen (seit 1928) und einen Priesterzweig (seit 1953).
Bereits am 17. Februar 1917 hatte Armida Barelli mit Genehmigung von Papst Benedikt XV. die erste weibliche Gruppe der Katholischen Frauen in Italien („Katholische Aktion“) gegründet, deren Vorsitz sie als „Generalpräsidentin der weiblichen katholischen Jugend in Italien“ bis 1946 innehatte.
In ihren Schriften, die größtenteils noch nicht auf Deutsch vorliegen, verweist Armida Barelli immer wieder auf die hl. Elisabeth. Ebenso wie sie übernahm Armida viel Verantwortung (auch für das kulturelle und öffentliche Leben) und engagierte sich in vielfältigen Projekten. Vermutlich schätzte sie die Landgräfin Elisabeth in ihrer Kombination aus Menschlichkeit und Herzlichkeit, aus Freiheit und Lebendigkeit, gepaart mit großem geistigen Tiefgang und franziskanischer Weisheit. Armidas soziale Fürsorge galt Waisenkindern in China ebenso wie den Soldaten im I. Weltkrieg und den Studentinnen, für die sie Mädchenwohnheime errichten ließ.
„Ihre persönliche Erfahrung markiert einen entscheidenden Schritt in der Vision der Laien: nicht mehr in der Minderheit zu sein, sondern die Entdeckung, dass das Laienleben innerhalb des Volkes Gottes ein Weg ist, die Heiligkeit zu leben“, so Papst Franziskus.
Als Franziskanerprovinz und als Minoritenprovinz von der Hl. Elisabeth werden wir auch weiterhin vorrangig unserer Namenspatronin gedenken. Nicht verkehrt wäre es, Armida Barelli zumindest mitzudenken als weiteres Mosaiksteinchen der bunten Vielfalt unserer franziskanischen Familie. Nicht nur weil das Säkularinstitut angliederungsmäßig zum Ersten Orden gehört, sondern viel wichtiger noch, weil es eine wesentliche Form der Präsenz des Geweihten Lebens von „Laien“ mitten in der Welt zeigt.
Armida war inspiriert von Elisabeth – wir dürfen es von beiden sein!
Br. Stefan Federbusch