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Am 4. März 2023 wurde in Hermeskeil das interfranziskanische Projekt „Kloster Hermeskeil“ nach sechs Jahren beendet.

Herausgefordert neue Schritte in die Zukunft zu wagen

Geschichte

Beteiligt am Zustandekommen dieses Projektes waren: die INFAG, die Diözese Trier, die Franziskaner, der Förderverein „Klösterchen“, die Pfarrgemeinde St. Franziskus, das Bistum Trier und nicht zuletzt die drei franziskanischen Frauengemeinschaften der INFAG, die sich bereit erklärt haben, jeweils eine Schwester in das Projekt zu entsenden (Sießener Franziskanerinnen, Dillinger Franziskanerinnen und die Waldbreitbacher Franziskanerinnen).

Hermeskeil Kloster2Startschuss für die Entstehung des Projektes war die Entscheidung der Franziskaner, das Klösterchen 2016 aufgrund der personellen Situation aufzulösen. Dies mobilisierte die Menschen vor Ort dafür zu kämpfen, dass das Klösterchen in die Zukunft geht. In der INFAG gab es schon seit Längerem Überlegungen zu einer engeren ordensübergreifenden Zusammenarbeit in konkreten Projekten. Auf Initiative von Sr. Edith-Maria Magar, Sr. Evamaria Durchholz und Br. Ulrich Schmitz wurde die Idee in Hermeskeil solch ein Projekt zu beginnen der Mitgliederversammlung 2016 den Gemeinschaften vorgestellt und dort als Projekt befürwortet. Es wurde eine konkrete Ausschreibung entwickelt. Parallel dazu tagte die Perspektivgruppe Klösterchen Hermeskeil mehrfach, um die Projektidee zu schärfen und gute Rahmenbedingungen zu organisieren (z.B. Gründung des Fördervereins im Sommer 2016). Die Franziskaner stellten das Kloster für die ganze Zeit des Projektes mietfrei zur Verfügung. Das Bistum stellte 2 Gestellungsverträge, die Kirchengemeinde St. Franziskus unterstützte das Projekt finanziell und ideell, der Förderverein finanziell und in vielfacher Weise tatkräftig.

Hermeskeil Eroeffnung7Nach einer Vorbereitungszeit von über einem Jahr, fand schließlich am 30.9.2017 die offizielle Eröffnung des interfranziskanischen Projektes Kloster Hermeskeil statt. Das Projekt wurde von Sr. Dorothea Maria Slabschi (Waldbreitbach - Bild Mitte), Sr. Beate Kless (Dillingen - Bild links) und Sr. Elke Weidinger (Sießen - Bild rechts) begonnen. Im Nov 2019 wurde Sr. Elke nach Sießen zurückgerufen, um eine ausgefallene Schwester in der Erwachsenenpastoral zu ersetzen. Sr. Dorothea Maria und Sr. Beate haben das Projekt dann in der extrem schwierigen Zeit der Pandemie weitergeführt. „Türen offen zu halten in einer Pandemie, in der Türen geschlossen sein sollen“ ist sehr schwer. Doch „Sie waren da und sind in Verbundenheit geblieben!“ betonte deshalb auch Fr. Schabo als Vertreterin der Diözese im Abschiedsgottesdienst. Weiter dankte sie im Namen des Bischofs für die Innovationsbereitschaft der franziskanischen Frauenorden, für ihre Beweglichkeit, ihren Mut und ihre Offenheit. „Im Namen des Bistums danken wir, dass das Bistum Teil dieses Projektes sein durfte.“ Weiter dankte sie der Franziskanerprovinz und dem Förderverein, die dieses Projekt ermöglicht haben. Sie endete ihre Ansprache mit den Worten an die Gemeinde: „Sie durften 100 Jahre franziskanische Spiritualität erleben. Viele tragen diesen Schatz, dieses Weizenkorn in sich. Es wird Frucht tragen zu seiner Zeit!“.

Vielen Menschen, die an diesem Ort als Gottesdienstort hängen, fällt Abschied schwer. Denn mit dem Kloster wird auch die Kirche geschlossen. Was mit dem Kloster und der Kirche passiert ist noch nicht klar. Pfarrer Heinze griff diese Situation in seiner Predigt auf. Wie Abraham sind die Schwestern, die Gemeinde nun herausgefordert: „Zieh weg, wage Schritte in die Zukunft! Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen.“ Er wies darauf hin, dass die Geschichte Abrahams zunächst eine Geschichte der Unfruchtbarkeit war, die erst lebendig wurde, als Abraham sich beweget und neuen Boden unter die Füße nahm. „Wer im Vaterhaus kleben bleibt, hat keine Zukunft.“ Er fuhr weiter: „Wie es hier weitergeht liegt noch im Nebel. Scheinbare Orientierungslosigkeit kann Angst machen. Hier war für viele der Berg der Verklärung. Hier lasst uns drei Hütten bauen!“ Er führte weiter aus, dass Gott jedoch nicht auf Orte, sondern auf Gemeinschaft setzt. Am Ende der Predigt dachte er darüber nach, warum die Hermeskeiler zu diesem Ort „Klösterchen“ sagen, obwohl es doch ein respektables Kloster ist. Die Verniedlichung zeigt für ihn, dass es fast eine familiäre Beziehung zu diesem Ort, zu diesen Menschen, die dort 100 Jahre lang wirkten, ist. Das „Klösterchen“ ist mehr als nur ein Gebäude. Und so beendete er seine Predigt mit den Worten: „Liebes Klösterchen, was auch immer das ist,  – Danke! Danke, dass Du uns heute einen letzten, vielleicht Deinen wichtigsten Dienst tust: Du forderst uns heraus und verweist uns auf den, für den Du stehst, auf den wir hören sollen auf Jesus. Auf ihn sollt ihr hören, heißt es im heutigen Evangelium. Danke, dass Du uns da hineinführst, so schwer es auch ist!“

Zum Abschied überreichte er jeder Schwester einen Hochwälder Wanderstab.

Der Gottesdienst war sehr schön von der Musik- und Gottesdienstgruppe des Klösterchens gestaltet. Anschließend gab es noch die Möglichkeit zur Begegnung mit einem sehr leckeren Buffet, das der Förderverein gestiftet und vorbereitet hat.

Bleibt es uns als INFAG allen an diesem Projekt Beteiligten Danke zu sagen! Möge Gott Euch all Euren Einsatz vergelten!

Ansprache im Abschiedsgottesdienst von Sr. Edith-Maria Magar als INFAG-Vorsitzende:

Liebe Geschwister im Glauben,

als ich vor 7 Jahren erfuhr, dass die Franziskaner sich verabschieden würden, dachte ich erschrocken: Das gibt’s nicht: Hermeskeil ohne das Klösterchen!

Hermeskeil Abschied3 mDieser geistliche Ort war mir seit 1977 vertraut. Damals lebte ich als Postulantin im hiesigen Krankenhaus-Konvent. Einige meiner Mitschwestern nutzten sehr gerne die Angebote im Klösterchen, wie Zeiten der Stille, Exerzitien oder geistliche Begleitung. Auch wenn die Franziskaner Hermeskeil verlassen, so meine Überlegung, muss das noch nicht das Ende des Klösterchens sein. Diesen Gedanken teilten damals auch die Mitglieder des Vorstands der INFAG und waren bereit, sich für eine Fortführung stark zu machen. Zudem hatten Sie, liebe Frau Dr. Schmitz-Stuhlträger, mich am Rande der Trierer Synode auf die Schließungspläne der Franziskaner und die Folgen hingewiesen, dass mit dem Verschwinden dieses Kraft-Ortes für viele Menschen auch ein Stück Heimat verloren ginge.

Darum fragte ich den damaligen Provinzial der Franziskaner, was er davon halte, wenn nun die Frauenorden übernehmen würden und die franziskanische Präsenz im Klösterchen auf ihre Weise sicherstellen würden. Und Pater Cornelius zeigte sich durchaus aufgeschlossen. In der Folge gab es viele Gespräche mit den Franziskanern hier vor Ort, mit deren Ordensleitung, dem damaligen Pfarrer Grünebach sowie mit verschiedenen franziskanischen Frauengemeinschaften.

Was mich neben deren grundsätzlicher Bereitschaft beeindruckte, das war das Engagement vieler Freunde des Klösterchens, die sich im Fortgang der Geschichte in einem Förderverein organisierten, dem der Erhalt dieses geistlichen Ortes besonders am Herzen lag und dessen Mitglieder sich mit ganzer Kraft besonders im Übergang ums Klösterchen kümmerten. Für diesen Einsatz können wir gar nicht genug danken. Ebenso war die Überlassung des gesamten Gebäudes, einschließlich des Inventars, eine wirklich großzügige Geste der Franziskaner.

Dann wurden Franziskanerinnen gesucht, die bereit waren, einen Neubeginn als interfranziskanische Kommunität zu wagen. Das bedeutete, dass die Ordensgemeinschaften diese Schwestern frei- und zur Verfügung stellten; also auf deren Einsatz im eigenen Orden verzichteten. Dazu kam, dass Hermeskeil in Bistümern wie Augsburg und Rottenburg- Stuttgart nicht wirklich bekannt war… Umso dankbarer waren wir alle, dass sich die Sießener und die Dillinger Franziskanerinnen mit Sr. Elke und Sr. Beate auf dieses Projekt eingelassen haben und von unserer Gemeinschaft Sr. Dorothea-Maria hinzukommen konnte. Ein herzlicher Dank gilt darum den Ordensleitungen für diesen wunderbaren Beitrag.

Und so konnte sich ein Gemeinschaftsprojekt in gemeinsamer Trägerschaft von

  • INFAG,
  • der Deutschen Franziskaner-Provinz,
  • dem Bistum Trier,
  • der Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil und
  • dem Förderverein entwickeln.

Für viele Menschen aus nah und fern blieb das Klösterchen weiterhin als beliebter Ort von Kirche erfahrbar, dank der kreativ gestalteten Gottesdienste, Einkehrzeiten und vielfältigen geistlichen Angebote. Auch das interfranziskanische Noviziat, an dem Novizinnen verschiedener franziskanischer Ordensgemeinschaften teilgenommen hatten, fand über einen Zeitraum von zwei Monaten hier in Hermeskeil statt. Denen, die sich als Begleiterinnen, Dozent:innen und Supervisorinnen aus verschiedenen Gemeinschaften zur Verfügung gestellt, und für eine qualifizierte Ordensausbildung gesorgt haben, gilt hier ebenso unser herzlicher Dank.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat in einem Brief Ende Januar das Wagnis und die Bereitschaft verschiedener Ordensgemeinschaften der großen franziskanischen Familie dankend hervorgehoben, indem sie - ich zitiere,

…“neue Wege versuchen, sich zusammentun und Niederlassungen mit Mitgliedern aus verschiedenen Gemeinschaften gründen….Dies in einer Zeit, die für die Orden immer schwieriger wird, weil die Zahl der Schwestern und Brüder zurückgeht und… sie nicht mehr in der Lage sind, Niederlassungen aufrechtzuerhalten. Fünfeinhalb Jahre waren Schwestern aus zunächst drei verschiedenen Gemeinschaften im Klösterchen zusammen“. Heute… “ist es mir ein Bedürfnis, vor allem den Dillinger Franziskanerinnen und den Waldbreitbacher Franziskanerinnen zu danken, dass sie Sr. Beate Kleß und Sr. Dorothea-Maria Slabschie für dieses Projekt zur Verfügung gestellt haben.“

Bischof Stephan verweist dann auf das gute Zusammenwirken zwischen dem Bistum, den Franziskanern und Franziskanerinnen, der Pfarrei und hebt besonders den ehrenamtlich beispielhaften Einsatz des Fördervereins hervor und wünscht allen Gottes Segen.

Liebe Geschwister im Glauben,

auch wenn, was wir alle bedauern, unsere Gemeinschaften nicht mehr in der Lage sind, weitere Schwestern für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen, so blicken wir doch mit großer Dankbarkeit auf fünfeinhalb Jahre franziskanischen Lebens zurück, was eine einzelne Gemeinschaft ohne die Vernetzung mit den anderen „Akteuren“ alleine nicht hätte aufrechterhalten können.

Durch Sr. Christina, Sr. Evamaria und Sr. Dorothé-Maria von INFAG wurde das Projekt engagiert begleitet. Für jedes geschwisterliche Miteinander danke ich Ihnen von Herzen. Sie alle haben dazu beigetragen, dass im geschwisterlichen Zusammenwirken das Zeugnis vom menschenfreundlichen Gott lebendig blieb – das ist und das bleibt ein glaubwürdiges Zeichen gelebten Christseins in Zeiten wie diesen. Dir, liebe Sr. Beate und Dir, liebe Sr. Dorothea-Maria gilt unser aller sehr herzlicher Dank für Euer Hiersein, Euer Zeugnis, Euren Dienst im Geist der franziskanischen Sendung - der Herr segne und behüte Euch! Und Ihnen, liebe Geschwister im Glauben, von denen wir uns heute verabschieden, möchte ich Worte des Hl. Franziskus mitgeben. Am Ende seines Lebens sagte er seinen Brüdern:

„Ich habe das meinige getan, was ihr tun sollt, möge Christus Euch lehren.“

In IHM wird unsere Verbundenheit fortbestehen.

Fotos und Text: Sr. Christina Mülling

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